Digitale Barrierefreiheit: Der 4-Schritte-Plan für 2025

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Die digitale Welt ist allgegenwärtig und bildet einen integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens. Doch nicht alle Menschen können sie gleichermaßen nutzen. Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt Deutschland den Weg an, digitale Angebote für alle zugänglich zu machen. Dieser Artikel bietet einen klaren 4-Schritte-Plan, wie Unternehmen bis 2025 digitale Barrierefreiheit umsetzen können, beleuchtet die Vorteile einer frühzeitigen Implementierung und gibt praktische Tipps aus der Praxis.

Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) wurde eingeführt, um die Richtlinie (EU) 2019/882, bekannt als European Accessibility Act (EAA), in deutsches Recht umzusetzen. Ziel des Gesetzes ist es, sicherzustellen, dass Produkte und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind.

Wichtige Punkte des BFSG:

  • Geltungsbereich: Das Gesetz betrifft sowohl physische Produkte als auch digitale Dienstleistungen, einschließlich Websites, mobile Anwendungen, E-Books und Online-Shops.
  • Umsetzungsfrist: Unternehmen haben bis zum 28. Juni 2025 Zeit, die Anforderungen zu erfüllen.
  • Konsequenzen bei Nichteinhaltung: Bei Verstößen drohen Bußgelder und weitere rechtliche Konsequenzen.

Durch das BFSG wird die digitale Barrierefreiheit nicht nur zu einer ethischen Verpflichtung, sondern auch zu einer gesetzlichen Notwendigkeit für Unternehmen.

Der 4-Schritte-Plan zur Umsetzung digitaler Barrierefreiheit

Die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit kann komplex erscheinen. Mit einem klar strukturierten Ansatz lässt sich dieser Prozess jedoch effektiv gestalten. Hier ist der 4-Schritte-Plan, der Unternehmen dabei hilft, bis 2025 barrierefrei zu werden.

Schritt 1: Bewusstsein schaffen und schulen

Warum ist das wichtig?
Fehlendes Wissen ist oft die größte Barriere bei der Umsetzung von Barrierefreiheit. Es ist unerlässlich, dass das gesamte Team – von der Führungsebene bis zu den ausführenden Kräften – das "Warum" und "Wie" der Barrierefreiheit versteht.

Maßnahmen:

  • Workshops und Schulungen: Organisieren Sie regelmäßige Trainings für Mitarbeiter aller Ebenen. Dies kann intern oder mit externen Experten erfolgen.
  • Ressourcen bereitstellen: Stellen Sie Leitfäden, Checklisten und weitere Materialien zur Verfügung, die das Verständnis fördern.
  • Barrierefreiheit in die Unternehmenskultur integrieren: Machen Sie Barrierefreiheit zu einem zentralen Wert des Unternehmens.
     

Schritt 2: Barrierefreies Design implementieren

Warum ist das wichtig?
Ein barrierefreies Design stellt sicher, dass digitale Produkte von allen Nutzern, unabhängig von ihren Fähigkeiten, genutzt werden können.

Maßnahmen:

  • Farbauswahl: Achten Sie auf ausreichenden Kontrast. Tools wie der Kontrastrechner können hierbei helfen.
  • Typografie: Verwenden Sie leicht lesbare Schriftarten und stellen Sie sicher, dass die Schriftgröße angepasst werden kann.
  • Navigation: Sorgen Sie für eine intuitive und konsistente Navigation. Alle Funktionen sollten sowohl mit der Maus als auch per Tastatur zugänglich sein.
  • Medieninhalte: Stellen Sie Untertitel für Videos bereit und beschreiben Sie Bilder mit aussagekräftigen Alt-Texten.
     

Schritt 3: Technische Umsetzung sicherstellen

Warum ist das wichtig?
Ein gutes Design allein reicht nicht aus. Die technische Umsetzung muss ebenfalls den Barrierefreiheitsstandards entsprechen.

Maßnahmen:

  • Sauberes HTML-Markup: Verwenden Sie semantisches HTML, um die Struktur der Seite klar zu definieren.
  • ARIA-Attribute: Setzen Sie ARIA (Accessible Rich Internet Applications) korrekt ein, um interaktive Elemente für Assistenztechnologien zugänglich zu machen.
  • Responsives Design: Stellen Sie sicher, dass Ihre Website auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen funktioniert.
  • Performance optimieren: Schnelle Ladezeiten sind für alle Nutzer wichtig, insbesondere für diejenigen mit eingeschränkter Internetverbindung.
     

Schritt 4: Testen und kontinuierlich optimieren

Warum ist das wichtig?
Barrierefreiheit ist ein fortlaufender Prozess. Regelmäßige Tests stellen sicher, dass neue Inhalte und Funktionen weiterhin zugänglich bleiben.

Maßnahmen:

  • Automatisierte Tests: Nutzen Sie Tools wie WAVE oder axe für erste Überprüfungen.
  • Manuelle Tests: Ergänzen Sie automatisierte Tests durch manuelle Überprüfungen, vornehmlich für komplexe Interaktionen.
  • Benutzerfeedback einholen: Binden Sie Menschen mit Behinderungen in den Testprozess ein. Ihr Feedback ist unbezahlbar.
  • Dokumentation: Halten Sie alle Tests und deren Ergebnisse fest, um den Fortschritt zu verfolgen und zukünftige Verbesserungen zu planen.

Vorteile der frühzeitigen Implementierung und potenzielle Herausforderungen

Vorteile:

  • Rechtliche Sicherheit: Unternehmen, die frühzeitig handeln, minimieren das Risiko von Rechtsstreitigkeiten und Bußgeldern.
  • Erweiterte Zielgruppe: Barrierefreiheit öffnet Ihre Angebote für eine größere Nutzerbasis.
  • Verbessertes Markenimage: Engagement für Inklusion stärkt das öffentliche Ansehen.
  • SEO-Vorteile: Barrierefreie Websites sind oft besser für Suchmaschinen optimiert.
  • Kosteneffizienz: Frühzeitige Implementierung verhindert teure Nachbesserungen.

Herausforderungen:

  • Fehlendes Fachwissen: Ohne entsprechendes Know-how kann die Umsetzung stocken.
  • Interne Widerstände: Veränderungen treffen oft auf Skepsis. Ein klarer Kommunikationsplan kann helfen.
  • Technische Schulden: Ältere Systeme oder Technologien können Anpassungen erschweren.

Praxisbeispiele und Tipps

  1. Overlays vermeiden: Tools, die Barrierefreiheit „überstülpen“, bieten selten nachhaltige Lösungen und können mehr schaden als nützen.
  2. Metriken einführen: Definieren Sie klare KPIs für Barrierefreiheit, um den Fortschritt messbar zu machen.
  3. Source of Truth etablieren: Legen Sie fest, wo Barrierefreiheitsstandards dokumentiert sind – z. B. in Design-Systemen oder Styleguides.
  4. Linter verwenden: Integrieren Sie Linter in Ihren Entwicklungsprozess, um frühzeitig auf Barrierefreiheitsprobleme aufmerksam zu werden.
  5. Echte Nutzer einbeziehen: Testen Sie mit Personen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Ihre Erfahrungen sind unverzichtbar.

Fazit

Die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess, der Planung, Engagement und Ressourcen erfordert. Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) steht eine klare gesetzliche Vorgabe im Raum, die bis 2025 erfüllt sein muss. Durch frühzeitige Planung und Umsetzung können Unternehmen nicht nur rechtliche Risiken minimieren, sondern auch zahlreiche Vorteile für sich und ihre Nutzer generieren. Mit dem hier vorgestellten 4-Schritte-Plan sind Sie bestens gerüstet, um den Weg zur digitalen Barrierefreiheit erfolgreich zu beschreiten.

Handeln Sie jetzt und machen Sie Ihre digitalen Angebote für alle zugänglich!

Fragen und Antworten

Bei Nichteinhaltung des BFSG drohen Bußgelder von bis zu 100.000 Euro. Darüber hinaus kann das Unternehmen rechtlichen Risiken ausgesetzt sein, wie etwa Klagen wegen unlauteren Wettbewerbs oder Verstößen gegen das Gewährleistungsrecht.

Die Kosten für die Implementierung hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe des Unternehmens, der Umfang der digitalen Präsenz und der aktuelle Stand der Barrierefreiheit. Frühzeitige Planung und Umsetzung können jedoch langfristig Kosten sparen, indem teure Nachbesserungen vermieden werden. Zudem führt die Implementierung zu weiteren Vorteilen wie einer erweiterten Zielgruppe und einer besseren Positionierung im Wettbewerb.

Overlays, die als schnelle Lösung zur Barrierefreiheit angepriesen werden, sind oft nicht nachhaltig. Sie beheben in der Regel nur oberflächliche Probleme und können sogar neue Barrieren schaffen. Eine vollständige und dauerhafte Lösung erfordert eine tiefgreifende Anpassung des Designs, der Entwicklung und der Inhalte.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ihre Website auf Barrierefreiheit zu testen:

  • Automatisierte Tests: Tools wie WAVE oder axe können eine erste Analyse durchführen.
  • Manuelle Tests: Überprüfen Sie die Zugänglichkeit manuell, um sicherzustellen, dass auch komplexe Interaktionen barrierefrei sind.
  • Nutzertests: Beziehen Sie Menschen mit Behinderungen in den Testprozess ein, um echtes Feedback zu erhalten.

Barrierefreiheit ist ein kontinuierlicher Prozess. Digitale Inhalte, Designs und Funktionen ändern sich ständig, und damit auch die Anforderungen an die Barrierefreiheit. Regelmäßige Tests und Anpassungen sind notwendig, um sicherzustellen, dass Ihre digitalen Angebote dauerhaft zugänglich bleiben.

Schulungen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Prinzipien der Barrierefreiheit verstehen und anwenden können. Bieten Sie regelmäßige Workshops an, nutzen Sie Online-Ressourcen und stellen Sie sicher, dass Barrierefreiheit ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur wird. Externe Experten können dabei helfen, spezifische Schulungsbedarfe zu decken.